Heute möchte ich mit zwei Missverständnissen zum Wissensmanagement aufräumen, die auch dazu beitragen, dass das Thema oft stiefmütterlich behandelt wird. Grund dafür ist, dass nur Kosten und Aufwände sichtbar sind, aber nicht der wirkliche Nutzen. Und der ist vor allem, dass das Wissensmanagement einen Strategiebeitrag leistet und sich durch Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen auch auf die messbaren, finanziellen Zahlen auswirkt.
Nr.1: Weiß man was, kann man was. Wissen reicht!
Nr. 2: Wenn man Wissensmanagement macht, braucht man Datenbanken.
Um das zu erklären, trumpfe ich wieder mal mit der alten, aber sehr bewährten und immer noch hochaktuellen Wissenstreppe von North auf.
- Haben Sie noch keine Erfahrung im Kochen, werde Sie es auch nicht können, wenn Sie ein paar Rezepte lesen.
Auch das Durchstudieren der Schachregeln lässt sie auch noch keine Partien gewinnen.
Und eine Auto werden Sie auch nicht bändigen und lenken können, wenn Sie sich das Fahren von jemandem erklären lassen.
Ergo – Auch wenn Sie sich mit etwas intensiv beschäftigen und Informationen in den Kopf pumpen, werden Sie es wahrscheinlich nicht können, allenfalls ein bisschen bis mittelmäßig. Das Wissen im Kopf muss mit Praxis und Anwendung in Bezug gesetzt werden, dann wird es zu Können. Und daher bringen auch Datenbanken noch kein Wissen, denn die speichern nur Informationen, die ohne einem weisen Kopf nichts wert sind.
Können alleine reicht auch noch nicht aus. Um es in Aktion und Handeln umzusetzen, müssen Mitarbeiter wollen. Die Motivation könnte man noch mit dem Dürfen ergänzen. Können, Wollen und Dürfen setzt die richtige Führung voraus.
Werden die Handlungen noch richtig, z.B. im richtigen Kontext und zur richtigen Zeit, gesetzt, haben wir Kompetenz erreicht. Kompetent ist der einzelne und in Summe die Organisation. Kompetenz ist, wenn ein Unternehmen auf einzigartige Weise ein Kundenproblem löst und Bedürfnis bedient. Und damit auch noch Geld verdient! Ein einzigartiges Produkt, das in einzigartigen Prozessen und in einem einzigartigen Geschäftsmodell, dem Kunden zur Verfügung gestellt wird.
Zur Veranschaulichung wähle ich das Beispiel „Runtastic„, ein junges, großartiges, aufstrebendes österreichisches Unternehmen der Fitnessbranche, schon weltweit bekannt und für viele Sportler unverzichtbar. Und für mich einfach ein beeindruckendes Unternehmen. Sie starteten mit einer App, die die Route des Sportlers aufzeichnet und auswertete. Eigentlich leicht kopierbar. Aber durch deren Kompetenz, Motivation und Kreativität haben sie Apps permanent weiterentwickelt und weitere einzigartige Service und Produkte für ihre Kunden angeboten. Dahinter stecken großartige Mitarbeiter und Führungskräfte.
- Quelle: runtastic.com
Und ich traue mir wetten, Runtastic hat keine Stelle „Wissensmanagement“. Etwas provokativ gesagt, bitte korrigiert mich, wenn dem nicht so ist.
Der Zweck von Wissensmanagement sollte eigentlich im Unternehmen integriert und keine eigene Disziplin sein. Es verzahnt sich vor allem mit Strategie und Führung, einfach gesagt, wie ein Unternehmen ge“führt“ wird. Wissensmanagement brauche ich sozusagen nur dann, wenn diese genannten Prozesse aus der Wissenstreppe schon eingerostet sind und nicht mehr so funktionieren wie bei frischen Startups.
Und daher überlege ich auch, ob Wissensmanagement eigentlich der richtige Begriff dafür ist. Sollte man es nicht von einer höheren Stufe aus betrachten und Kompetenzmanagement nennen. Oder gleich von Wettbewerbsfähigkeits-Management sprechen. Das wär mal was innovatives!
Es ist do so wie immer, was man gerne macht, macht man gut. Selbst kochen lernt man auch alleine durch lesen, wenn man sich Mühe gibt, es wirklich zu wollen.