Wie schlimm ist Silodenken? Bremst es den Erfolg der großen Organisation oder wird es gar zum Todesurteil??
Silodenken bedeutet starkes Abteilungsdenken und auch Handeln, es hapert an der grenzenlosen Zusammenarbeit. Man zieht nicht an einem Strang um an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten und um die gemeinsamen Unternehmensziele zu erreichen. Klingt irgendwie schon etwas erschreckend.
Silodenken ist aus meiner Sicht ein sehr unterschätztes Phänomen in größeren Unternehmen, das unnötig viele Barrieren in Richtung Unternehmenserfolg aufbaut. Das untermauert auch die Innolytics Studie, wo mehr als die Hälfte der Befragten zustimmten, dass die Arbeit von Bereichsdenken geprägt ist.
Probleme bei Projekten, zum Beispiel Innovationsprojekten.
Ich selbst beobachte die Tücke oft bei Innovationsprojekten. Die Entwicklung und Umsetzung von neuen Produkten ist ein hoch-interdisziplinärer Akt und betrifft nahezu alle Unternehmensbereiche. Die engagierte Mitwirkung aller ist somit der Erfolgsfaktor für eine Innovation. Ist aber das Handeln von Silodenken geprägt,
(1) verfolgen die Leute im Projekt unterschiedliche Interessen, die stark denen ihrer Abteilung gleichen. Zum Beispiel: Die Entwicklung will sich kreativ austoben und dann ist das Produkt overengineered oder nicht marktkonform. Das Marketing fokussiert sich auf das Design der Werbematerialien, Inhalte werden nicht richtig kommuniziert. Die Produktion will die bestehenden Kapazitäten auslasten und so sind die technischen Möglichkeiten eingeschränkt, das Produkt wird zu teuer oder nicht in der erforderlichen Qualität produziert.
Das übergeordnete, gemeinsame Ziel, ein Produkt zu entwickeln, dass den Kunden begeistern und die Kassen füllen soll, geht oft aus den Augen verloren.
Natürlich sind die unterschiedlichen Interessen im Projekt auch sinnvoll, denn jeder soll die Expertise aus seinem Bereich einbringen und für die Einhaltung der fachlichen Anforderungen sorgen. Dominiert allerdings Silodenken, sehen viele nur den eigenen Fachbereich und haben kaum Verständnis für die Anforderungen der Anderen. Man unterstellt sich gegenseitig Inkompetenz, weil es an dem notwendigen Wissen und der Empathie fehlt. Das kennen Sie sicher alle, wenn beispielsweise der Vertrieb über die Technik schimpft und umgekehrt „Die haben ja keine Ahnung„.
(2) kann es an Commitment zum Innovationsprojekt mangeln. Not-Invented-Here nennt sich das Syndrom, wenn ein Projekt, das nicht in den eigenen Reihen entstanden ist und es nicht adäquat unterstützt, ignoriert oder gar sabotiert wird.
Zusammenfassend folgt die Aussage, dass die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit nicht funktioniert. Es kommt zu Schnittstellenproblemen, Unstimmigkeiten zwischen den Abteilungen führen dazu, dass notwendige Aufgaben für andere nicht in der notwendigen Qualität oder zur richtigen Zeit erledigt werden. Und leider können Geschäftsprozesse zur Leistungserbringung (fast) nur durch Zusammenarbeit der Organisation funktionieren. Also, ein essentieller Erfolgsfaktor.
Was sind nun die Ursachen von Silodenken?
Das Silo- und auch Konkurrenzdenken wird erzeugt durch,
Führung der Abteilungen als Unternehmen in Unternehmen:
- Abteilungsziele und somit unterschiedliche Ziele
- Belohnung auf Basis dieser Ziele
- Kampf um Budgets und Ressourcen
- starke fachliche Spezialisierung
Anne M. Schüller nennt es in ihrem Blog Win-Lose-Mentalität. Man fokussiert sich auf den Erfolg des eigenen Silos, reibt sich um Aufmerksamkeit von oben auf, statt gemeinsam den Kunden zu dienen.
Fehlende (informelle) Netzwerke:
- Unkenntnis über die anderen
- fehlendes Verständnis
Wie diese Gründe zeigen, hängt es vermutlich mit der Größe einer Organisation zusammen. Das Gegenteil findet man in Startups und kleineren Unternehmen und genau das macht sie aus meiner Sicht agiler, schneller, besser und erfolgreicher, vor allem bei der Umsetzung neuer Themen.
Nun ist die Frage, wie man Silodenken lösen kann. Ist es organisatorisch lösbar, durch zum Beispiel der Einführung einer Prozessorganisation, um die Schnittstellen abzubauen oder durch die Stärkung der Vernetzung und abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit. Oder ist es ein kulturelles Problem und erfordert es eine andere Führung der gesamten Mannschaft.
Aus meiner Sicht erfordert es beides, eine organisatorische und kulturelle Lösung.
Reinhard Willfort hat mal ein versöhnliches Bild gezeichnet: Man stelle Hierarchie als Organigramm in einem Kegel dar und lege diesen auf die Seite, wenn man innovativ sein will/muss. Von unten betrachtet wird das hierarchische Organigramm dann zum Netzwerk.
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Hallo Maria,
danke für die tolle Erläuterung. Ich wusste, dass dieser Konkurrenzkampf und die Anfeindungen problematisch sein können, aber deine Erklärung hat mir noch einmal gezeigt, dass etwas verändert werden muss.
Ich arbeite bei einem deutschen Startup, da ist der Effekt eher gering und wir versuchen mit unserem Online-Tool Zenkit die Kommunikation und die Übrsicht von Projekten zu verbessern. Wir haben in unserem Blog einen Artikel über „Cross Team Colloboration“, wie es die Zusammenarbeit verbessert und außerdem den Silo-Effekt vermindern kann. Wäre das eventuell eine Möglichkeit, der du zustimmst? Ich bin gerne offen für Feedback:)
Hier geht´s übrigens zu dem Artikel: https://blog.zenkit.com/6-tips-to-supercharge-cross-team-collaboration-5efd3ee90ebf
LG Jessica