Verrückte Innovation! 120 Mio Investment ausgepresst für einen Flop.

By | 8. Oktober 2017

Kennen Sie die Saftpresse Juicero? Juicero galt lange Zeit als das Vorzeigeunternehmen des Silicon Valleys und auch die vielversprechendste Innovation. Heute nicht mehr.

Nach dem Geldgeber wie die Google Mutter Alphabet Kapital in das Unternehmen gepumpt haben, in Summe wurden 120 Millionen Dollar investiert, hat sich herausgestellt, dass man auch ohne der Saftpresse die Säckchen auspressen kann. Ein Flop.

Hier ein kleiner Rückblick 

Juicero wurde von Doug Evans gegründet, dem Inhaber der Saftbarkette Organic Avenue und selbst Fan von frischgepressten Biosäften. Er wollte mit einem Geschäftsmodell wie Nespresso den Getränkemarkt revolutionieren, quasi „disruptieren“. Wie bei einem Abo-Modell werden zuerst die Hardware, also die Saftpresse, und dann kontinuierliche verbrauchbare Güter, die auspressbaren Säfte aus Gemüse und Obst in kleinen Säckchen, verkauft.

Was ist das Besondere an der Maschine?

  • Sie ist stylisch.
  • Sie ist aus hochwertiger und ausgeklügelter Technik. Viele Komponenten wurden selbst entwickelt anstatt auf Produkte von der Stange zuzugreifen. Damit kostete das Gerät auch anfangs satte 700 Dollar.
  • Und sie ist mit dem Internet verbunden und erkennt, ob ein Päckchen schon abgelaufen oder Teil einer Rückrufaktion ist. Dann gibt`s halt keinen Saft.

Großartig, oder? Das dachten sich anscheinend viele, darum wurden auch über 120 Millionen an Investment gefunden. Der Hype um das Top Unternehmen aus dem Valley war groß!

Und dann kamen ein paar so Bloomberg Journalisten und zeigten in einem Video, dass man ohne der Maschine die Päckchen fast so effizient auspressen kann. Ohne ein teures Gerät, nur mit Menschenkraft. Das war im April 2017, danach wurden die Preise für das Gerät sukzessive gesenkt, um das Geschäftsmodell am Leben zu halten. Bis am Ende das Produkt im September 2017 eingestellt wurde und die Kunden ihr Geld zurückbekamen. Ein Säckchen kostete übrigens rund 6 Dollar und eine Packung reichte für ein Glas Saft.

Innovationen, die eigentlich keiner braucht! #FirstWorldProblems

Juicero zählte 2016 zu den wichtigsten Innovationen des Silicon Valleys. Doch das sind genau die Innovationen, die keiner braucht, weil sie die Gesellschaft keinen Schritt weiterbringen. Ja, natürlich kann man sagen, man bringt Menschen zu einem gesünderen Trinkverhalten, aber das geht auch mit normalen Säften, Obst und Gemüse. Dazu braucht es keine 700-Dollar-Saftpresse.

Ich nenne das auch mal FirstWorldProblems-Innovation. Da gibt es etwas, das alle haben und haben wollen. Aber warum denn nicht einfach Säfte kaufen oder selbst machen. Weil …

  1. Die Maschine ist stylisch, cool und technisch ausgeklügelt.
  2. Ich mache die Säfte selbst, auch wenn es am Ende nicht so ist, aber es folgt der Do-It-Yourself-Leidenschaft.
  3. Es ist bequem, schnell und einfach.
  4. Und ich kann mir jederzeit jede Sorte machen.

Leider ticken wir so als Wohlstandsgesellschaft. Das Ding löst eigentlich keine Probleme. Und es steht damit doch nur ein weiteres Gerät in der Küche herum, dass obendrein noch viel Geld frisst. Aber Leute wollen es.

Trends und Hypes machen fast blind!

Die „Innovation“ kam zur richtigen Zeit. Smoothies sind total in und damit auch die Hochleistungsmixer und Blender. Gesundheit ist wichtig und so war es die richtige Zeit für eine Saftpresse, noch dazu eine Digitalisierte, die mit dem Internet interagiert.

Warum haben so viele in die Saftpresse investiert, sogar Google Alphabet? Wenn einmal einige namhafte Partner an Bord sind, ziehen viele nach. Denn wenn die investieren, wird es wohl eine großartige Innovation sein. Ohne wirklich kritisch zu reflektieren, finanziert man.

Leider ticken die Menschen so, und auch das Marketing funktioniert so. (Übrigens, eins muss man ihnen lassen „Hut ab vor dem Management und Marketing von Juicero!“ Das zeigt wieder, was man mit guter Vermarktung erreichen kann.) Wenn die, dann ich auch. Und so werden Trends und Hypes gefolgt. Wie die Lemminge stürzt man sich blind hinein.

Fazit – Was können wir daraus lernen …  

Ich sag mal, Gottseidank hat man kein Juicero-Gerät zuhause und auch nicht in das Unternehmen investiert. Dann hat man als Rolle eines Investors und Konsumenten richtig gehandelt. Das Gute daran ist, dass die Gesellschaft mündig ist und am Ende, früher oder später, wird das meiste aufgedeckt (richtig lieber VW, oder?). Danke an alle Aufdecker dafür!

Aber wie sieht es aus Sicht des Innovators aus? – Geht es um das Geld verdienen oder um das Lösen von wirklichen Probleme? Leider funktioniert hier das Zweite nicht ohne dem Ersten. Das ist eine Tatsache und daher wird dort innoviert, wo man sich viel Cash verspricht und nicht wo die größten Probleme sind.

Versuchen Sie also als Innovator, Kundenprobleme und Bedürfnisse zu lösen, die wirklich relevant sind und liefern Sie großartige Lösungen! Dann wird aus Ihnen sicher kein Juicero!

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