Radikal Business Innovation (2/4) – Wie man neue Geschäftsideen findet?

By | 16. Juli 2017

Im einleitenden ersten Artikel zu Reihe „Radikal Business Innovation“ wurde der Begriff definiert: Es geht um

  • neue Innovationen, die einen hohen Innovationsgrad haben,
  • meist auf Basis einer neuen Technologie und/oder eines neuen Geschäftsmodells.
  • So setzen sie neue Trends und Standards.
  • Und im idealen Fall entsteht daraus ein neuer Markt, ein neues Geschäftsfeld für das Unternehmen oder ein neues Unternehmen.

Sozusagen sind radikale Business Innovation „Market und Company Creators“. Und wer ist der größte Auslöser: die Digitalisierung. Dieser Artikel ist der erste Schritt für die Gestaltung neuer Geschäftsfelder und beschreibt, wie und wo man neue Geschäftsideen findet.

Abstecken des Suchraums für neue Geschäftsideen

Im ersten Schritt wird grob festgelegt und abgegrenzt, was man überhaupt suchen möchte. Möglicherweise gibt es schon eine definierte Innovationsstrategie mit Suchfeldern. Hier ist wichtig, dass die Felder den Suchhorizont nicht zu stark eingrenzen, sodass das Finden von zufälligen Ideen nicht ausgeschlossen wird. Denn eines ist klar, der Suchprozess sollte möglichst offen sein, dass „man auch Ideen findet, nach denen man gar nicht gesucht hätte!“

Zur groben Absteckung des Suchraums ist die Markt-Kompetenz-Matrix sehr hilfreich. Hier beschreibt eine Achse den Markt, also die Kundensegmente und die zweite Achse die Kompetenzen, somit die Stärken, Technologien, Ressourcen, Know-How etc. des Unternehmens.

Markt Kompetenz Matrix - Suchfelder für neue Geschäftsideen

Daraus ergeben sich folgende Optionen, die eine strategische Abgrenzung des Suchraums darstellen:

Eins ist klar, bestehende Kompetenzen in bestehenden Märkten anzuwenden ist langweilig und endet meist nur in inkrementellen Innovationen.

Auf der anderen Seite sind neue Kunden und neue Kompetenzen ein hohes Risiko, da man hier komplett neues Gebiet betritt. Fast ein Minenfeld, da man weder den Markt kennt noch die Kompetenz schon beherrscht. Ein Beispiel wäre, wenn der Holzverarbeiter (Kompetenz) für den Bau (Markt) als Metaller in die Automobilindustrie einsteigt.

Bei neuen Innovationen in bestehenden Märkten, sprich Kundensegmenten ist das Terrain bekannt, man kennt die Kunden, ihre Bedürfnisse und das Marktumfeld. So sind Markteintrittsbarrieren weniger die Herausforderung, sondern das technische Risiko.

Umgekehrt ist es, wenn man versucht, seine Kompetenzen und Stärken, also Ressourcen, Technologien, Know-How etc. in neuen Märkten einzusetzen. Hier muss man sich den Markteintrittsbarrieren stellen.

Es ist die Aufgabe des strategischen Managements diesen Suchraum zu definieren. Es erfordert Commitment von der gesamte Organisation, denn sonst ersticken die besten Ideen von selbst.

Quellen und Scouting für neue Geschäftsideen

Ist der Suchraum abgesteckt, legen die Trüffelschweine los. Es gibt verschiedenste Quellen für das Scouting nach den besten Ideen für neue, radikale Business Innovationen:

  • Analyse von Megatrends und Trends – Welche Auswirkungen werden sie in Zukunft haben und mit welchen neuen Innovationen können wir schon heute darauf antworten? Wie wird sich unser Markt entwickeln? …
  • Insightes des Marktes und der Kundenanforderungen – Was sind unerfüllte Kundenbedürfnisse, was sind deren Jobs, Pains und Gains? Das Problem oder besser Potential ist, dass man oft die Kundenbedürfnisse nicht in der Tiefe kennt, vor allem genau das Warum und Wozu (Bedarf, Problem) und nicht nur das Was (Lösung). Ganz nach dem Motto „der Kunden braucht keinen Bohrer, sondern ein Loch“ sollen die Jobs der Kunden identifiziert werden und mit besseren Alternativen bedient werden.
  • Was sind unsere Stärken und wie können wir sie in nach- und vorgelagerten, parallelen oder ganz neuen Märkten anwenden?
  • Digitalisierung – Welche digitalen Technologien gibt es und wie können wir damit in unserem Markt Wert schaffen? Wie können wir mit digitalen Technologien auf die Jobs, Pains und Gains unserer Kunden antworten?
  • Quellen für neue GeschäftsideenOpen Innovation, Netzwerke, Cross-Industry-Innovation und Startups – die spannesten Dinge basieren an Schnittstellen und außerhalb der Unternehmensgrenzen. Man muss sich möglichst intensiv in Netzwerken, auf Veranstaltungen, etc. herumtreiben, um interessante Player zu treffen und Inspirationen zu gewinen. Wo gibt es interessante Ideen und Technologien? Können wir etwas adaptieren oder kooperieren und gemeinsam etwas ganz Großes machen?
  • Surfen – so komisch es auch klingt, aber auch im virtuellen Netz wird man fündig. Das Internet bietet Milliarden wertvolle Impulse für neue Innovationen, darum sollte man sich auch ausreichend Zeit für Recherchen, Surfen und Lesen nehmen.

Hier im Radar sind sechs wichtige Quellen für neue Geschäftsideen. Damit die Suche möglichst effektiv ist, soll das Scouting und Screening danach möglichst strukturiert (ja, Innovation braucht auch Struktur :-)) ablaufen, z.B.

  • Man teilt die Suchfelder in der Mitarbeiter-Crew auf, sodass jeder gezielt in ausgewählten Feld recherchiert. So werden Redundanzen vermieden und jeder spezialisiert sich auf seine Themen.
  • Ein angedockter Prozess ist notwendig, damit die gefundenen Impulse ausgetauscht, diskutiert, reflektiert, weiterentwickelt und ausgewählt werden. Dieser Prozess ist ähnlich dem klassischen Ideen- und Innovationsprozess. Doch wichtig ist –ein Prozess darf Ideen nicht killen sondern muss sie weiterentwickeln.

Fazit – Strategie und Scouting für neue Geschäftsideen

Es scheint, alles was mit S anfängt ist für das Finden von neuen Geschäftsideen wichtig: Strategie, Suchfelder, Scouting, Startups, Struktur… Die wichtigsten Key Findings sind eine klare, festgelegte Strategie, hinter der das gesamte Unternehmen steht. Sonst zertritt das Tagesgeschäft sofort jedes kleine Pflänzchen einer neuen, radikalen Idee. Das zweite ist ein klarer Scouting-Prozess, der systematisch und strukturiert alle möglichen Quellen für neue Ideen screent. So steht dem Finden von neuen, potentiellen Gsschäftsfeldern nichts mehr im Wege.

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3 thoughts on “Radikal Business Innovation (2/4) – Wie man neue Geschäftsideen findet?

  1. Hannes Trogmann

    Vielen Dank für diesen erfrischenden und ermutigenden Beitrag zum Thema radikale Innovation.
    Zuerst eine kleine Anmerkung es scheint es hat sich nahe am Anfang ein Fehler eingeschlichen bei …sodass das Finden von zufälligen Ideen ausgeschlossen wird… fehlt sehr wahrscheinlich ein nicht nach Ideen.

    Eine andere Frage ergibt sich, ob vor der Suche nicht noch internes Marketing notwendig ist um die ganze Organisation auf das Thema einzustimmen, damit auch jeder die strategische Ausrichtung kennt. Dies scheint sehr häufig einfach vergessen zu werden, dass nicht jeder die strategische Ausrichtung kennt oder nachvollziehen kann.

  2. Maria Tagwerker-Sturm Post author

    Danke, Herr Trogmann! 🙂

    Und beim zweiten Punkt stimme ich Ihnen voll zu! Change!

  3. Hilmar Klink

    Hi Maria,

    prima, ein sehr inspirierender und absolut fundierter Artikel, danke.
    Ich finde gut, dass der Fokus explizit auf Radikalinnovationen liegt, das kommt häufig bei Unternehmen deutlich zu kurz.

    Eine kleine Anmerkung: in einigen „radikalen“ Projekten habe ich die Erfahrung gemacht, dass man insbesondere auch in der Scouting-/Screening-Phase nicht zu schnell zu strukturiert agieren sollte. Eine gewisse prozessuale Grundstruktur ist natürlich notwendig, allerdings entstehen oftmals gerade in den Diskussionen beim Screening (und damit der Reflektion bzw. Lernphase, s. Nonaka/Takeuchi) entscheidende Impulse … die nicht entstanden wären, wenn wirklich jeder Screener nur für „seine Themen“ zuständig gewesen wäre.
    Also, ein Plädoyer für ein wenig „Restchaos“ und inhaltliche Überlappung zwischen den zu screenenden Themenfeldern auch in der Screening-Phase 😉 …

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