Offene Innovation ist das Erfolgsrezept schlechthin um an innovative Ideen und neue Technologien gelangen. Unternehmen positionieren sich als offen und machen ihre Innovationsprozesse für externe Impulse auf. Kreative und Erfinder werden angelacht, um ihre Ideen einzubringen. Doch leider ist bei Open Innovation zwischen dem Gesagten und der Realität eine Kluft, was für viele Innovative von außen in Frust enden kann.
Im folgenden Artikel möchte ich auf die Probleme von Open Innovation eingehen, die sich aus Sicht der Einreicher von außen ergeben. Dabei möchte ich aber die Komplexität der Patentierung und die damit verbundenen Herausforderungen nicht im Detail betrachten, denn das ist ein eigenes Thema wert.
Im Internet präsentieren sich die Unternehmen als innovativ und offen für Ideen von außen. So reicht ein Erfinder seine Idee bei der angegebenen E-Mail Adresse ein und was passiert dann?
Hier einige Situationen, mit denen Erfinder des öfteren konfrontiert werden …
Bis zum Feedback vergeht eine Ewigkeit.
Der interne Bewertungsprozess, der von der Idee durchlaufen werden muss, bis es erstes Feedback gibt, dauert lange. Der Erfinder muss oft Monate auf Feedback warten. Das kann folgende Gründe haben:
- Ressourcenengpässe – es fehlt an explizit verfügbaren Ressourcen, die sich um die Ideen von außen kümmern.
- Entscheidungsgremien, die die Idee durchlaufen muss, tagen nur alle ein bis zwei Monate. So geht oft Zeit verloren.
- Einfach fehlende Priorität für die Idee.
Besonders frustrierend ist für Erfinder, wenn das Feedback einige Monate dauert, und dann ist es ohnehin negativ. Noch ärgerlicher ist es, wenn man eine Exklusivität zugesagt hat, dass man nicht mit weiteren Unternehmen spricht. Dadurch verliert der Erfinder viel Zeit, Geld und vor allem auch Energie.
Die meisten Ideen werden abgelehnt.
Dieses Phänomen erinnert ein bisschen an Kinder. Man will alles haben, und wenn man es hat, braucht man es nicht mehr. Unternehmen wollen möglichst viele Ideen, doch die meisten werden am Ende schließlich abgelehnt.
Ein möglicher Grund dafür ist, dass die Idee nicht in das Geschäftsmodell passt. Viele Unternehmen fokussieren sich auf inkrementelle Ideen, die perfekt in die bestehende Logik passen. Doch die meisten Ideen von außen haben einen disruptiveren Charakter oder folgen einem komplett anderen Zugang. Und daher kommt es meist zur Ablehnung der Idee von außen, weil am Ende die notwendige Offenheit doch fehlt.
Der Erfinder wird nicht ernst genommen.
Mit Sicherheit kommt oft auch noch etwas Arroganz und Überheblichkeit ins Spiel. Viele Unternehmen stempeln Erfinder als Spinner ab. Oder halten sie für jemanden, der von ihrem Geschäft sowieso keine Ahnung hat und sich jetzt aufspielen möchte. Viele Kreative kommen mit ihren Ideen, sind voll motiviert und überzeugt von ihrer Idee, dass sie das Geschäft revolutionieren können. Und dann kommt bei den Unternehmen das Not-Invented-Here-Syndrom ins Spiel. Diese beschriebenen Emotionen können die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit negativ beeinträchtigen.
Ungleichgewicht der Macht
Vergleichen Sie mal die Macht eines Konzerns mit der Stellung einer einzelnen Privatperson, dem Erfinder und Kreativen. Das ist mehr als ungleich und das spüren Erfinder sehr oft. Unternehmen entwerfen Knebelverträge, damit sie möglichst alle Rechte erhalten und möglichst wenig dafür geben. Das ist leider noch oft die Intention. Denn immerhin haben sie die Arbeit mit der Umsetzung und Vermarktung sowie tragen sie das Risiko. Hier erfordert es aber Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Win-Win-Lösungen, wo beide Parteien entsprechend profitieren.
Heikle rechtliche Situationen
Heikel ist die Situation mit Schutz- und Urheberrechten immer. Hierzu zwei weitere Situationen, die zu Konflikten führen können:
- Eine Idee wird abgelehnt, weil die Zeit noch nicht reif ist. Jahre später aber wird die Idee aber umgesetzt, zum Beispiel auch weil der Gedanke dahinter State-of-the-art ist.
- Er Innovator kommt mit einer Idee. Die Idee passt nicht für das Unternehmen und wir nicht aufgegriffen. Doch sie inspiriert zu einer anderen Idee. Wer ist jetzt der Ideengeber?
Patente und Urheberrechte sind der Kern bei der Zusammenarbeit mit Erfindern und Kreativen und so liefert es dementsprechend viel Konfliktpotential, dass Unternehmen vielleicht auch unbewusst die Fingern von externen Ideen lassen wollen.
Fazit – Open Innovation ist auch ein Mindset!
Viele Unternehmen haben vor ihren Türen das Schild der Offenheit. Ideenwettbewerbe, Crowdsourcing und Scouting Initiativen sollen möglichst viele Innovationen von außen fördern. Doch mit Prozessen und Programmen alleine ist es noch nicht getan, es erfordert auch die richtige Einstellung und Kultur im Umgang mit kreativem Gut von außen.
Sehr geehrte Frau Tagwerker-Sturm,
ich teile Ihre Meinung. Wie kann man die Innovationsführer motivieren es umfassender anzupacken. Ich glaube, dass in vielen Unternehmen dieseThema nur nebensächlich beachtet wird, d.h. was Mitarbeiter vorschlagen wird abstrafend beseitigt.
MfG
Gerald Schulz
Mit der Einreichung der Innovation muss der Erfinder sofort 3 Umgehungspatente in der Tasche haben.
Ebenso muss die Reichweite des Patents bekannt bekannt sein.
Wenn nur Europa beansprucht wird sofort in andere Kontente ausweichen,z.B.Asien,China,Taiwan,Singapur oder USA.Diese warten schon darauf!!!!!!!!!!!Alles sehr einfach.Nicht auf die Verhinderer und Verzögerer hören.
Welcher Unternehmer zieht diese Personen denn zur Rechenschaft und Schadensersatz?
Hallo und guten Morgen,
Besten Dank für den Beitrag! Das Thema trifft aus meiner Sicht nicht nur auf Erfindungen zu, sondern auch auf innovative Dienstleistungen oder Produktansätze.
Aber die Frage ist, warum sich Unternehmen wenig offen verhalten. Hier sehe ich 4 zentrale Punkte:
1. Eigenes Bewusstsein und Status Quo, in dem die Organisation verhaftet ist.
2. Keine bereitgestellten Ressourcen für Neues
3. Unmotivierte Mitarbeiter in allen Hierachieebenen
4. Interne Politik führt zu versteckten internen Widerständen.
Diese 4 Tipping Points müssen im Vertrieb, und das gilt auch für Erfinder, umschifft werden.
Herzliche Grüsse
Robert Mehlan