Neue Produkte, Dienstleistungen oder auch Prozesse zu entwickeln, ist teuer. Besonders dann, wenn sich diese zu Flops entwickeln. Häufigster Grund für das Scheitern von Neuem ist mangelnde Kunden-, Benutzer- und Marktorientierung.
Die LEAD User Methode ist ein Lösungsansatz, um besonders fortschrittliche Anwender – die Lead User – in den Kreationsprozess mit einzubinden.
Der Begriff Lead User stammt vom Professor Eric von Hippel, der ihn in den 80er am MIT prägte. Er hat Markterfolge genauer untersucht und entdeckt, dass bei den meisten davon auch Kunden (User) mitgewirkt haben. Ein LEAD User muss folgende Charakteristika haben:
- Der LEAD User muss hinsichtlich seiner Bedürfnisse und seines Informationsstandes dem Massenmarkt einen Schritt voraus sein.
- Der LEAD User muss selbst aus der Innovation, die es zu entwickeln gilt, einen großen Nutzen ziehen.
- Der LEAD User ist oftmals selbst Innovator und Tüftler.
Was suchen Sie genau?
Die LEAD User Methode kommt dann zum Einsatz, wenn man ein Suchfeld definiert hat und das auf Basis einer Innovationsstrategie und Roadmap. Ein Suchfeld lässt sich dann sehr genau auf eine Produktgruppe oder ein Produkt einschränken. Oder man startet die LEAD User Methode, weil man beispielsweise eine neue Generation auf den Markt bringen möchte.
Die vier Stufen eines LEAD User Projekts
Das Projekt selbst läuft in Stufen ab. In jeder der vier Stufen muss sehr präzise gearbeitet werden, um auch brauchbare Endergebnisse zu erhalten.
1. Bilden Sie Ihr internes Projekt-Team
Im ersten Schritt wird ein internes Projektteam zusammengestellt. Es sollte möglichst interdisziplinär besetzt sein, um Trends und Bedürfnisse aus verschiedenen Perspektiven betrachten und einschätzen zu können. Das Team sollte rund fünf Personen umfassen.
Ganz wichtig sind dabei jene Personen, die als Promotoren wesentlich zum Erfolg beitragen können.
2. Suchfeld präzisieren, LEAD User Profil festlegen und analoge Bereiche definieren
In dieser Phase geht es darum, das Suchfeld möglichst genau einzugrenzen, so eng wie nötig und so weit wie möglich sein. Wenn dem Suchfeld allerdings zu enge Grenzen gesetzt sind, ist der Weg zu kreativen Lösungen verbarrikadiert.
Das Suchfeld muss in dieser Phase auch noch mit den relevanten Trends und Kundenbedürfnissen in diesem Bereich abgeklärt werden. Hier ist es wichtig, auch externe Standpunkte mit einzubeziehen. Ansonsten läuft Gefahr, im eigenen Saft zu schmoren. Und auch der Blick in andere – analoge – Branchen mit ähnlichen Herausforderungen oder Technologien öffnet neue Horizonte und Lösungsräume.
Das LEAD User Profil wird anhand der Trends und Bedürfnisse erstellt.
Was die Definition von analogen Branchen angeht, noch ein wichtiger Tipp. Fokussieren Sie sich auf jene Branchen, die technisch weiter entwickelt sind, als die Eigene. Autokonstrukteure schauen sich hier gerne im Flugzeugbau um. So wurde das AntiBlockierSystem (ABS) etwa zuerst für Flugzeuge entwickelt und dann für den motorisierten Verkehr adaptiert.
Die exakte Definition des Suchfeldes und die Bestimmung der relevanten analogen Bereiche bildet dann die Basis für Phase 3: Der Suche nach den passenden Lead Usern.
3. Relevante Lead User finden
Nun geht es auf die Suche nach Lead Usern.
- Man sucht im eigenen Netzwerk: Kunden und Partnern
- Man recherchiert nach potentiellen Lead Usern aus dem Zielmarkt und aus analogen Branchen. Hier helfen professionelle Dienstleister, die Lead User aus den unterschiedlichsten Bereichen im Talon haben. Das erspart viel Zeit bei der Suche und bringt wirklich klasse Menschen an Bord.
Optimal sind je 10 Lead User aus dem Zielmarkt plus analoge Branche.
Die Auswahl der Lead User ist ein sehr kritischer Erfolgsfaktor und erfordert hohe Sorgfalt. Es geht nicht nur darum, ob er auch tatsächlich gute Ideen hat, workshoptauglich ist und zum Projekt und Team passt.
Potenzielle LEAD User persönlich zu treffen ist auch deshalb unabdingbar, weil damit das gesamte Projekt für diese verbindlicher wird, und ihnen ev. Ängste und Unklarheiten genommen werden können. Denn: LEAD User bekommen kein Honorar für ihre Mitarbeit, sondern lediglich einen Ersatz für Ihre Aufwendungen.
Am Ende dieser Phase werden die LEAD User festgelegt, mit denen dann die zweitägige LEAD-User-Konferenz absolviert wird.
4. Die LEAD User Konferenz generiert Lösungen
Die LEAD User Konferenz dauert zwei Tage und findet außerhalb des Unternehmens statt. Optimal und absolut empfehlenswert ist eine externe Moderation, da diese die notwendige Expertise mitbringen und sich perfekt um den Ablauf kümmern können.
I. Ideensammlung
Am ersten Tag soll sich die Gruppe besser kennen lernen und mithilfe von Kreativitätstechniken gemeinsam möglichst viele Ideen generieren. Limitierende Faktoren wie Preis oder technische Realisierbarkeit werden im ersten Schritt außer Acht gelassen, um die Kreativität nicht einzuschränken.
Eine Möglichkeit, Ideen zu generieren, bietet etwa das sogenannte Nörgeln (auch Nagging genannt). Eine Gruppe darf über existierende Produkte oder Lösungen sachlich fundiert „schimpfen“. Dann wird der Spieß umgedreht und die Gruppe ist aufgerufen, für die kritisierten Eigenschaften Lösungen zu präsentieren.
Wichtig dabei: Die Gruppe darf das definierte Suchfeld nie verlassen.
II. Clustering und Ideenauswahl
Die gesamte Gruppe versucht am Ende des ersten Tages alle Ideen in Themen zu clustern und trifft die Entscheidung, welche Themenbereiche die Gruppe am zweiten Tag weiter bearbeitet.
III. Lastenheftentwicklung
Am zweiten Tag werden in Kleingruppen für die definierten Themen detaillierte Lastenhefte entwickelt. Welche inhaltlichen Komponenten dieses Dokument haben muss, legt das Projektteam zuvor fest. Typischerweise enthält es eine Stärken-Schwächen-Analyse, eine Risikoabschätzung, Informationen über notwendige Partnerschaften, etc.
Um den Projekten auch ein „Gesicht“ zu geben, begleitet ein Zeichner die zweitägige Konferenz. Dieser Zeichner hat sich immer wieder als sehr guter Katalysator für Kreativität und gemeinsames Verständnis erwiesen. Denn jemandem ein Bild aus seinem Kopf so zu vermitteln, sodass dieser es dann auf Papier bringen kann, ist eine Herausforderung.
IV. Bewertung und nächste Schritte
Jede Kleingruppe präsentiert dann ihr Lösungs-Konzept. Mithilfe eines Bewertungsbogens stimmt dann jeder Teilnehmer der LEAD-User-Konferenz anhand verschiedener Kriterien ab.
Und danach werden die Konzepte und nächsten Schritte entschieden.
Fazit
Durch die genaue Definition des Suchfelds führt ein LEAD User Projekt auch sehr präzise ans Ziel. Am Schluss liefert diese Methode zwar nicht viele, aber die richtigen umsetzbaren Konzepte für Durchbruchsinnovationen. Dabei bezieht ein LEAD User Projekt auch das Know-how von Personen außerhalb Ihres Betriebes mit ein. Damit gehört es zur Methodenfamilie der Open Innovation.
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Quelle: Lead Innovation Management GmbH
Originalartikel: http://www.lead-innovation.com/blog/lead-user-methode
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