Design Thinking als innovative Entwicklungsmethode

By | 12. Juni 2010

Gastbeitrag von Stefan Ponsold, Student am FH Campus 02 „Innovationsmanagement“ in Graz, stefan.ponsold@campus02.at

Zusammenfassung der Bachelorarbeit, die die unterschiedlichen Definitionen, die wichtigsten Voraussetzungen, Prozesse und erfolgreiche Beispiele der Methode „Design Thinking“ behandelt. Die Arbeit wird ab Juli als Buch verfügbar sein.

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Gute Ideen sind kein Zufall. Die junge Methode Design Thinking, die bereits seit Jahren erfolgreich von Design Agenturen wie IDEO oder Frog genutzt wird, erlebte zunächst in den USA und nun auch in Europa unglaubliches Interesse.

Zwar gibt es unterschiedliche Definitionen, Ansätze und Prozesse beim Design Thinking. Das Kernelement bleibt jedoch immer das Selbe: multidisziplinäre Teams, Nutzer-Orientierung und klar definierte Prozessschritte. Trotzdem bleibt die Methode sehr flexibel. Die vielen erfolgreichen Beispiele zeigen, welch breites Spektrum an Problemstellungen gelöst werden konnten.

Den Ursprung hat die Methode in den 60er Jahren, wo Designer immer häufiger mit anderen Disziplinen wie etwa Konstrukteuren oder Wissenschaftlern zusammenarbeiten mussten. Das führte immer öfter zu Kommunikationsproblemen, vor allem wenn es darum ging, den Kreativprozess anderen verständlich zu machen. Es fehlte an allgemein verständlichen Theorien und Methoden.

Ende des vorigen Jahrhunderts entwickelt man die Vorstellung, Design als einen sozialen Prozess zu definieren. Ziel war es sich nicht mehr rein auf die Lösungssuche zu konzentrieren, sondern stärker auf die Formulierung der zu lösenden Aufgabe und Probleme einzugehen.

Wesentlich ist dabei der sogenannte „human centered developement“ Ansatz, um die versteckten Bedürfnisse und Motivationen der Nutzer zu identifizieren. Mit Methoden zur Überprüfung der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit werden auf völlig neuartige Weise nutzer-orientierte Produkte gefunden, ausgewählt, hergestellt und getestet.

Die neue Methode „Design Thinking“ nutzt somit die aus den Designprozessen gewonnene Erkenntnis zur Innovationsentwicklung und stellt sowohl einen exzellenten Entwicklungsansatz für Produkte als auch Services mit vier wesentliche Komponenten dar:

  • Einen iterativen Prozess, der in mehreren Phasen klar strukturiert ist und falls nötig, wiederholende Schleifen besitzt.
  • Einer eigenen Wertvorstellung, die das frühe Produzieren von Prototypen und Begehen von Fehlern bevorzugt, um später Folgekosten zu vermeiden.
  • Interdisziplinäre Teams, um möglichst vielfältige Herangehensweisen an Problemstellungen zu gewährleisten.
  • Ein mobiles Raumkonzept, das kreatives Arbeiten im Stehen, Schreiben, Sitzen oder Liegen bestmöglich unterstützt.

 

Der Design Thinking Prozess nach HPI Potsdam

Auf Basis praktischer Erfahrungen und nach dem Vorbild der „d.school“ der Stanford Universität wird vom Hasso Plattner Institut der Design Thinking Prozess in den folgenden sechs Schritten praktiziert.

Die einzelnen Schritte sind iterativ und somit sich wiederholend miteinander verbunden, wobei der Schritt „Standpunkt definieren“ eine Art Scharnierfunktion besitzt.  Schleifen gibt es beispielsweise in den Phasen

  • Beobachten . prüfen, ob das Problem überhaupt richtig verstanden und formuliert wurde.
  • Standpunkt definieren – hinterfragen, ob die Beobachtung genügend Aufschluss über die tatsächliche Notwendigkeit geliefert hat.
  • Ideenfindung oder Prototyp entwickeln – wenn zu wenig, zu viel oder unbefriedigende Ideen.

Beispiele von Design Thinking Projekten

„Keep the change“- Service der Bank of America

Dieser im Jahr 2006 von IDEO entwickelte Service kann bei Einkäufen in Geschäften in den USA genutzt werden. Dabei wird das Kleingeld, das normaler weise herausgegeben wird, direkt auf eine Chipkarte des Kunden gebucht. Der Kunde hat somit kein lästiges Kleingeld bei sich und kann jederzeit auf sein angehäuftes Retourgeld auf der Chipkarte zu greifen. Inspiriert wurden die Entwickler von der Idee den Service des konventionellen Sparschweines in die Technik des 21. Jahrhunderts zu führen. Der „Keep the change“ Service war ein großer Erfolg für die Bank of America, sowie für IDEO. Sie erhielten in Folge einige Design und Innovation Awards.

„Swiffer Carpet Flick“ von Procter & Gamble

Im Jahr 2008 beauftragte der amerikanische Konsumgüterkonzern die Designagentur IDEO ein Reinigungsgerät für Teppichböden zu entwickeln. Umfragen haben gezeigt, dass 75% der amerikanischen Haushalte einen Teppichboden besitzen. Hierfür gab es bis dato nur elektrisch betriebene Haushaltsgeräte.  IDEO benutzte bei der Entwicklung die Methode Design Thinking und entwickelte den „Swiffer Carpetflick“. Procter & Gamble verkaufte im ersten Jahr mehr als 50 Millionen Stück.

Quellen:

www.hpi.uni-potsdam.de
Plattner, Hasso (2009): Design Thinking. Innovation lernen – Ideenwelt öffnen
Pratschke, Margarethe (2009): Design Thinking – Kreativität als Methode
Brown, Tim (2007): IDEO work and case studies

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2 thoughts on “Design Thinking als innovative Entwicklungsmethode

  1. Pingback: Design Thinking – eine Kreativmethode zur Ideenfindung | Denkwerkzeuge im Wissensmanagement

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