Der Traum vom Dreamliner – Chancen und Risiken einer Produktentwicklung

By | 24. September 2011

Mit mehr als drei Jahren Verspätung wird nun der erste Dreamliner, die Boeing 787, an die japanische Fluglinie All Nippon Airways ausgeliefert. Im Gegensatz zu Airbus wollte Boeing ein leichtgewichtiges, komfortables und spritsparendes Langstreckenflugzeug entwickeln. Die Innovationsziele waren

  • Gewichtsreduktion durch z.B. neue Materialien wie Carbonfaser.
  • Spriteinsparung von 20 Prozent.
  • 15 % Luftfeuchtigkeit statt den üblichen 5 Prozent, um das Austrocknen der Schleimhäute zu vermeiden.
  • Größere Fenster mit elektrochromatischer Verdunklung.
  • Geringerer Druck in der Kabine.
  • u.v.m.
Quelle: boeing.com

Quelle: boeing.com

Offensichtlich hat sich Boeing die Ziele zu hoch gesteckt und hat mit der technischen Machbarkeit gekämpft. Beispielsweise waren die Zulieferer mit den Materialienanforderungen überfordert. Das führte zu Verspätungen, falsche oder unbrauchbare Materialien, was mit hohen Folgekosten und Zeitverlusten verbunden war.

Boeing konnte dadurch die Versprechen am Markt nicht halten, wodurch viele Fluglinien aufgrund der Verzögerungen ihre Bestellungen wieder zurückgezogen haben. Außerdem erlitt das Unternehmen dadurch einen Imageschaden und Vertrauensverlust, wobei sie hier aber nicht die einzigen am Markt sind.

Nun aber ist das Flugzeug marktreif. Aber die Produktion läuft schleppend, pro Monat werden nur zwei Maschinen ausgeliefert. Bei mehr als 800 offenen Bestellungen sieht das kritisch aus. Der Break Even Point kann nicht so schnell erreicht werden. Zur Erfüllung der Aufträge würde das Unternehmen mehr als 30 Jahre benötigen.

Was ist hier aus Sicht des Innovationsmanagements schief gelaufen?

Die Ziele waren ambitioniert. Und ein Flugzeug zu bauen gehört wahrscheinlich zu den komplexesten Aufgaben. Die Zielerreichung wird nicht in Frage gestellt, denn wie man sieht, wurden die inhaltlichen Ziele erreicht. Problematisch waren aber zwei Punkte:

  1. Das zeitliche Ziel war sehr ehrgeizig gesteckt. Das kennen Sie wahrscheinlich auch aus Ihrer Erfahrung. Damit sind viele Risiken verbunden. Beispielsweise werden Aufgaben nicht in der notwendigen Qualität und Intensität ausgeführt oder gar übersprungen, was riskant ist und zu unnötigen Entwicklungsschleifen und Mehrkosten führen kann. Dazu zählen technische Studien, Kompetenzaufbau und Lieferantenauswahl.
  2. Einen Konflikt gab es auch mit der Verfügbarkeit der notwendigen Kompetenzen, z.B. Material – Lieferanten. Solche Vorfälle können einen Innovationsprozess nahezu lahmlegen.

Was lernen wir darau? Lernen wir überhaupt daraus?

Die Hintergründe sind zu wenig bekannt, um die Situation gesamtheitlich zu analysieren.

  • Wesentlich ist aber, dass Innovationen eine exakt Planung und genaue Sorgfalt benötigen, damit die richtigen Informationen und Kompetenzen verfügbar sind, wenn es darum geht, die wegweisenden Festlegungen in der Produktentwicklung zu treffen.  
  • Wichtig sind vor allem auch die Zeitplanung und ein dazugehöriges Risikomanagement. Hat man schon Aufträge in der Tasche, aber das Produkt noch nicht am Markt, können zu früh versprochene Auslieferungen einen immensen Schaden anrichten.
  • Außerdem setzt man sich dadurch unter einen Zeitdruck, der zu schnelle und riskante Entscheidungen mit langfristigen Nachwirkungen und Schäden führen kann.

Es gibt viele Stolpersteine bei der Entwicklung von neuen Produkten. Das zeigen auch die Erfahrungen und viele Studien, die die Erfolgschancen von neuen Innovationen auf nur ein paar Prozent schätzen. Das demonstriert wie wichtig Projekt- und Innovationsmanagement ist.

Quelle: http://futurezone.at/produkte/5124-dreamliner-pannenjet-boeing-787-fliegt-endlich.php (Status 24.09.2011)

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