„Der einzig sichere Weg, Fehler zu vermeiden ist, keine neuen Ideen zu haben.“ (Albert Einstein)
Was ist eine Fehlerkultur?
Alle reden von Fehlerkultur, die für innovative Organisationen unverzichtbar ist. Und viele verbinden damit, einfach Fehler habe zu dürfen und zu tolerieren und so wird es von vielen auch belächelt.
Aber Fehler ist nicht Fehler.
Es gibt „DUMME FEHLER“, weil man unvorsichtig oder unaufmerksam oder nachlässig war. Die dürfen nicht passieren. Das unter dem Schirm einer Fehlerkultur zuzulassen, ist kontraproduktiv. Diese Fehler müssen mit den Mitteln wirksamer Organisation reduziert und vermieden werden. Denn davon kann man gar nichts lernen, man hat meist nur Schaden!
Und sollten sie passieren, darf nicht nur nach dem Schuldigen gesucht werden. Sondern es sollen organisatorische Maßnahmen eingeleitet werden, dass dieser Fehler nicht mehr passieren kann.
Bei Innovationen geht es um „INTELLIGENTE FEHLER“, aber eigentlich sind das keine Fehler.
Wer Angst vorm Scheitern hat, wird nichts Neues ausprobieren. Das bedeutet Stillstand. Es geht darum, den Mut und die Motivation zu haben, neues auszuprobieren, zu experimentieren und ein paar Risiken auf sich zu nehmen. Denn nur so kann man große Chancen für große Innovation entdecken. Wer sich nur mit Analysen absichern will und Angst vorm Scheitern hat, wird nur – wenn überhaupt – sehr, sehr kleine Innovationsschritte machen.
Und Fehlerkultur bedeutet in diesem Kontext auch, diese Fehler – eigentlich intelligenter Irrtum – positiv zu sehen und zu analysieren, was man daraus gelernt hat.
Fehlerkultur ist eigentlich Risiko- und Lernkultur!
In Mitteleuropa ist Scheitern nur was für Loser.
Ist ein Unternehmensgründer mal gescheitert, wird ihm ein unternehmerischer Neustart seitens Behörden und Banken schwer gemacht.
Und in Unternehmen haben Mitarbeiter und Manager Angst vor Fehlern. Darum werden oft Fehler vertuscht oder Projekte, wo sich schon längst zeigt, dass die positiven Perspektiven immer dünner werden, trotzdem weitergeführt. Dabei spart man so viel Geld, wenn man diese Projekte frühzeitig stoppt.
Eine uralte Weisheit der Dakota-Indianer besagte schon: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.“ (Mehr dazu hier: http://www.roland-schaefer.de/totespferd.htm – unbedingt lesen – sehr, sehr unterhaltsam).
Fuck-up Nights – die Kultur des Scheiterns
In der Start-up Szene hat sich gottseidank schon längst eine ganz andere Kultur entwickelt. In mehr als 100 Städten weltweit gibt es schon die Fuck-up Nights. Die Idee kommt aus Mexiko und ist eine „Bühne für Loser“, um eine neue Kultur des Scheiterns zu etablieren. Selbstständige sprechen hier ganz offen über ihre Niederlagen, für manche ging es hier bis zum Privatkonkurs.
Der Zweck ist aber nicht Schadenfreude, sondern das voneinander lernen und dass jeder, der verliert, auch wieder gewinnen darf.
Die Start-up Kultur ist hier einen Schritt weiter, jeder der Neues probiert, wird bewundert. Scheitern ist legitim, denn man macht es nicht aus Blödheit oder Faulheit, sondern weil man den Mut hatte, seine Ressourcen einzusetzen, ums sich auf etwas ganz Neues einzulassen.
Großunternehmen sind hier noch etwas weiter weg. Hier wird nach außen hin sowieso nicht mehr viel gesprochen. PR und Compliance Guidelines erlauben es ja nicht einmal mehr über Positives zu sprechen. Und oft ist die Ursache des Scheiterns auch intern. Vielleicht gab es mal eine politische Entscheidung, die das Scheitern verursacht hat, und da wäre es peinlich, darüber zu sprechen.
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Quellen:
- Niels Pfläging und Silke Hermann: Komplexithoden. Clevere Wege zur (Wieder)Belebung von Unternehmen und Arbeit in Komplexität.
- Jens Uwe Meyer: Innolytics®: Innovationsmanagement weiter denken.
- Bühne frei für Loser auf spiegel.de: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/fuckup-night-unternehmer-erzaehlen-vom-scheitern-a-1034303.html
- Stephan Grabmeier: Scheitern und Aufstehen – FuckUp-Nights in Unternehmen etablieren: http://stephangrabmeier.de/scheitern-und-aufstehen-fuckup-nights-in-unternehmen-etablieren/702/
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