Crowdsourcing – Erfolgsbeispiel „Quirky“ plus Risiken und Nebenwirkungen

By | 8. Januar 2015

Rund 4000 Ideen pro Woche bearbeitet die Erfindergemeinschaft „Quirky“. Das Start-up mit Sitz in New York hat sich in nur 5 Jahren zu einer Innovationsschmiede mit 300 Mitarbeitern entwickelt. Dabei kann jeder Ideen einreichen und das Unternehmen kümmert sich um die Entwicklung und Umsetzung und vertreibt dann die Produkte im eigenen Shop und über den Handel.

quirky prozess

https://www.quirky.com/how-it-works

Der Quirky-Ablauf

Die eingereichten Ideen werden in der „Eval Night“ weiterbearbeitet. Dabei treffen sich 150 Experten jeden Donnerstagabend in einer schick renovierten Lagerhalle. Sie hören die Vorschläge der Hobbyerfinder, die vorab von den Mitarbeiter von Quirky selektiert wurden, und diskutieren sie. Im Austausch wird die Idee weiterentwickelt und danach wird von der Gemeinschaft abgestimmt, ob die Idee weiterbearbeitet werden soll.

Rund jede 3. Idee kommt in die nächste Runde, wo sie in einem Onlineforum weiterentwickelt wird. Danach kümmern sich die angestellten Profis zu Marktforschung, Patente, Herstellung, Vertrieb etc. von Quirky um die Entwicklung, Umsetzung und den Vertrieb im eigenen Shop.

quirky shop

https://www.quirky.com/shop

Erfindergemeinschaft vs. Konzern

Erfinder bringen ihre Ideen lieber der Erfindergemeinschaft als den Großkonzernen. Denn Quirky hat den Ruf, Erfinder respektvoll und fair zu behandeln. Sie treten zwar die Rechte an das Unternehmen ab, erhalten aber 5 bis 10 % der Shopeinnahmen. Außerdem hat Quirky einen Gemeinschaftsgeist, wo sich Erfinder und Experten vernetzen und gegenseitig unterstützen.

Dabei sieht sich der 28jährige Gründer Ben Kaufmann, selbst einst Erfinder, als Wohltäter im Dienste der Kreativen: „Eine Idee soll umgesetzt werden, weil sie gut ist und nicht weil jemand zufällig Geld dafür hat.“

Quirky hat viele Vorteile gegenüber Großkonzernen. Dort sind die Abläufe zwar perfektioniert, aber eben auch bürokratisch. Die Abteilungen konkurrieren statt zu kooperieren und die Mitarbeiter orientieren sich mehr am Chef als am Kunden. Bei Quirky arbeiten alle zusammen, um möglichst schnell aus einer Idee einen Erfolg zu machen.

Daher hat Quirky auch schon Unternehmen wie GE als Verbündete gewonnen. Bis dato wurden schon 6 Produkte gemeinsam entwickelt. Im Gegenzug zur Zusammenarbeit stellt GE Tausende Patente auf einer „Inspiration Platform“ zur Verfügung.

Quirky hat selbst schon 300 Mitarbeiter und erwartet dieses Jahr einen 3-stelligen Millionenumsatz. Da ist das Risiko hoch, durch die Größe und die Zusammenarbeit mit Konzernen deren Strukturen zu übernehmen und den Start-up Spirit zu verlieren.

Obwohl sich der Gründer Ben Kaufmann als Community und nicht als Crowdsourcer sieht, weil wer möchte schon Teil einer Masse sein, ist Quirky ein großartiges Beispiel für Crowdsourcing.

Crowdsourcing – Risiken und Nebenwirkungen

Erfolgreiche Beispiele von Crowdsourcing im deutschsprachigen Raum sind www.atizo.com und www.innovation-community.net. Doch diese Plattformen haben immer Unternehmen als Auftraggeber im Hintergrund und vermarkten die eingereichten Ideen nicht selbst. Die Unternehmen stellen eine Frage und hoffen auf innovative Ideen aus der Community. Dabei sind folgende Risiken und Nebenwirkungen bei einer Crowdsourcing-Initiative zu berücksichtigen:

1. Die Zusammensetzung und Expertise einer Community sollen zur Frage passen.
Zum Beispiel: Stellt man eine Frage mit Konnex zu einer Branche, wo spezielles Know-How erforderlich ist, an eine Community, die üblicherweise Ideen zu Konsumgütern entwickelt, wird man nicht sehr erfolgreich sein.

2. Die Fragestellung ist ein Erfolgsfaktor. Stellt man die Frage falsch und unklar, kommt nach dem Motto „Garbage In, Garbage Out“ nicht das Gewünschte raus. Am besten ist es, ausreichend Hintergrundinfos zur Verfügung zu stellen.

3. Die Phase der Auswertung der eingereichten Ideen macht den höchsten Arbeitsaufwand aus und soll daher bei der Planung nicht unterschätzt werden.

4. Eine der größten Herausforderungen ist der Umgang mit den Ergebnissen in der Verwertungsphase.

  • Die Ergebnisse sollen nicht einfach in der Schublade verschwinden.
  • Mit den Ideen soll respektvoll umgegangen werden. Immerhin treten die Kreativen alle Rechte ab und bekommen in Relationen zu den möglichen Einnahmen bei Markterfolg ein relativ geringes Gehalt. Daher soll der Einreicher auch entsprechend entlohnt und die kreative Leistung anerkannt werden.
    Denn gibt es hier Unstimmtigkeiten, kann es schnell zur Demotivation der Ideencommunity kommen und Ruf und Image sind ruiniert.
  • In der Verwertung steckt der größte Aufwand und das sollte auch in den Gesamtkosten beim Crowdsourcing-Projekt berücksichtigt werden. Nicht, dass dann einfach zur Umsetzung keine Budgets mehr verfügbar sind.
  • Achtung auch bei den Eigentumsrechten, dass dies exakt geklärt ist.

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