8 Schritte zur Innovationsstrategie

By | 5. September 2016

Was ist eine Innovationsstrategie?

Die Innovationsstrategie ist eine funktionale Strategie und definiert den Beitrag von Innovation zur Unternehmensstrategie bzw. wie man mit die Innovationsaktivitäten ausrichten muss, um optimal zur Erreichung der Unternehmensstrategie beizutragen.  Somit ist die Innovationsstrategie die Brücke zwischen der Unternehmensstrategie und dem operativem Innovationsmanagement.

kontext unternehmensstrategie innovationsstrategieDie Herausforderungen, die es in den Griff zu bekommen gibt, sind

  • hohe Komplexität – es gibt Millionen von Optionen und
  • hohe Unsicherheit und Planbarkeit in Bezug auf die Zukunft.

In diesem Kontext soll die Innovationsstrategie sicherstellen, dass man den richtigen Weg geht und dazu die wirksamsten Hebel identifiziert und nutzt. Also: maximaler Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele.

Was ist, wenn man keine Innovationsstrategie hat?

w-fragenViele werden den leidigen Zustand kennen, wenn man keine klar festgelegte Innovationsstrategie hat. Denn dann quält man sich ständig mit Fragen wie

  • Ist das Thema nun relevant für uns oder nicht?
  • Sollen wir es näher betrachten oder nicht?
  • Nach welchen Ideen suchen wir überhaupt?
  • Sollen wir die Idee freigeben oder nicht?
  • Welche Priorität hat nun das Projekt für uns?

Fehlt die Innovationsstrategie, fehlt es an klaren Festlegungen und Entscheidungen. Sollen wir oder sollen wir nicht? Und es kommt zum Beispiel zu Situationen, dass ein Projekt freigegeben wird, es aber im Laufe der Zeit dann langsam und qualvoll stirbt, weil der Fokus und die Klarheit und damit die strategische Relevanz fehlen.

Wozu braucht man eine Innovationsstrategie? 

Somit soll die Existenz einer Innovationsstrategie sicherstellen, dass

  • die „richtigen“ Themen identifiziert werden.
  • die Ausrichtung und Fokussierung „was wollen wir“ für alle klar ist.
  • man zukunftsfit ist (z.B. wesentliche Trends am Radar hat).
  • man aus den limitierten Innovationsressourcen das Maximum rausholen kann.
  • alle an einem Strang ziehen.

Und dass Innovation kein Lippenbekenntnis ist, sondern klares Commitment vom Management kommt.

8 Schritte zur Innovationsstrategie-Entwicklung

Innovationsstrategie ist mehr als nur die Innovationsstrategie selbst. Es umfasst alle Aktivitäten zur Steuerung von Innovation, genau genommen nennt es sich „strategisches Innovationsmanagement“, wobei die Innovationsstrategie ein Teil davon ist.

Hier die 8 Schritte bis zur gelebten Innovationsstrategie:

8 schritte strategisches innovationsmanagement

Schritt 1 „Innovation Vision“

Auf Basis der Unternehmensvision wird festgelegt, wohin die Reise gehen soll. Die Innovations- und Unternehmensvision gehen meist Hand in Hand. Es ist möglich eine separate Innovationsvision zu definieren oder das Thema Innovation wird von der Unternehmensvision abgedeckt. Denn eine Vision bedeutet, dass sich eine Unternehmen in eine Richtung entwickeln will, etwas erreichen will und Innovation ist gleich Entwicklung.

Einige dieser Beispiele zeigen, dass die Unternehmensvision eine klare Indikation für Innovation gibt.

  • Eine Delle ins Universum schlagen (Steve Jobs)
  • To provide access to the world’s information in one click. (Google)
  • Global führend mit Marken und Technologien (Henkel)
  • Auf jedem Tisch ein PC mit Microsoft (Microsoft)

Hier wird deutlich, eine Vision muss klar, bewegend, eindeutig, individuell, emotional, kurz und knackig sein.

Schritt 2 „Analyse“

Die Analyse dient zur Positionsbestimmung und zur Identifikation von Chancen, Potentialen, Risiken, Trends, Einflussfaktoren, zukünftigen Märkte etc. Sie ist die Grundlage zur Entwicklung der Innovationsstrategie.

Mögliche Methoden sind

Das Endergebnis ist eine SWOT mit Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken.

Schritte 3 „Innovationsstrategie“

Jetzt geht es um den Kern „Was wollen wir erreichen? Und wie?“

Der erste Schritt ist die Definition der Ziele, am besten durch die Vervollständigung des Satzes „Mit Innovation wollen wir erreichen, dass …“

Darauf basierend werden auch die Leitplanken festgelegt:

  • Innovationsgegenstand – Was wollen wir innovieren: Produkte, Services, Prozesse, Technologien, Geschäftsmodell …?
  • Marktsegmente / Technologien – eine grobe Definition „Wo wollen wir innovieren?“
  • Innovationsgrad – Radikal oder inkrementell? Pionier oder Follower? Der Innovationsgrad muss nicht pauschal entschieden werden, sondern kann auch per Segment/Produktkategorie bestimmt werden.

Schritt 4 „Suchfelder“

Jetzt wird es inhaltlich konkreter. Suchfelder sind zukünftige Themenfelder, wo man innovieren möchte und nach Innovationspotentialen sucht, z.B. auf Basis von Märkten, Trends, Produktkategorien, Technologien, usw.

Viele Suchfelder werden schon in Schritt 2 bei der Analyse identifiziert, weitere Methoden sind

  • Trend- und Zukunftsanalysen
  • Technologieanalysen
  • Patentanalysen
  • Literaturrecherchen & Analysen
  • Big Data
  • Marktforschung und Marktanalysen (Quelle strategisches Marketing)
  • Expertenworkshops
  • Kundenworkshops (z.B. mit Lead User)
  • Innovationsmethoden: Blue Ocean, Customer Journey …
  • Kompetenzanalysen
  • Vertriebsabfragen
  • Crowdsourcing

Schritt 5 „Planung & Roadmapping“

Nun wissen wir, mit welchen Themen wir uns beschäftigen müssen und wollen. Jetzt folgt die konkrete Planung.

Den Beginn macht die Innovation Roadmap, wo die Themen und Suchfelder auf der Zeitachse geplant werden. Mehr dazu hier: Definition, Zweck und Beispiele von Roadmaps und zur Erstellung einer Roadmap.

Die Strategic Buckets werden definiert. Dabei wird das verfügbare Budget entsprechend der strategischen Ausrichtung auf Innovationsgruppen (z.B. auf Basis Produkte, Innovationstypen wie Produktverbesserung, Neuprodukte, …) aufgeteilt. Zum Beispiel möchte ein Unternehmen, das die Innovationsführerschaft für sich beansprucht, 50 % für total neue Produkte, 25 % für Produktverbesserung und 25 % der verfügbaren Kapazitäten für neue Technologien ausgeben.

Dadurch wird sichergestellt,

  • dass das Budget auf Basis der strategischen Ausrichtung aufgeteilt und verwendet wird.
  • dass eine Balance erreicht wird, z.B. dass nicht das gesamte Budget in ein Thema investiert wird, der Rest wird vernachlässigt.

Zur Planung gehört weiters

  • Definition von Kennzahlen zur Messung der Strategieerreichung.
  • Ableitung von qualitativen und quantitativen Zielen und Herunterbrechen für Abteilungen, Teams und Mitarbeiter.
  • Erarbeitung von Substrategien im Innovationsmanagement für Wissensmanagement, HR, Open Innovation, Patentstrategie …

Schritt 6 „Innovation Goverance“

Die Innovationsstrategie steuert nicht nur inhaltlich, womit man sich beschäftigen will, sondern sie hat auch erheblichen Einfluss auf das Wie – das operative Innovationsmanagement:

  • Was sind unsere relevanten Ideenquellen?
  • Nach welchen Kriterien werden Ideen bewertet und priorisiert?
  • Welche Innovationskultur und Werte erfordert es und müssen gefördert werden?
  • Wie werden entsprechend Anreize gesetzt?
  •  usw.

Damit die Innovationsstrategie auch in das operative Management eingreift, erfordert es eine schriftliche Festlegung der Innovation Goverance. Dabei handelt sich um ein Framework zur Orientierung und Steuerung. Darin wird vereinbart:

  • Was sind unsere Ziele?
  • Wie werden Ideen bewertet, freigegeben und priorisiert?
  • Wie werden Entscheidungen getroffen?
  • Wie sind die Verantwortlichkeiten geregelt?
  • Wie wird der Innovationserfolg gemessen?
  • usw.

Schritt 7 „Change“

Die Innovationsstrategie bringt keinen Nutzen, wenn sie nur auf Papier existiert. Sie muss auch in den Köpfen verankert sein und gelebt werden. Zur Umsetzung kommen die gängigen Werkzeuge aus dem Change Management zum Einsatz: Kommunikation, Trainings, Einbindung, Quick-Wins, Incentives, Controlling …

Dieser Schritt hat hier zwar nur eine kurze Beschreibung, birgt aber für viele die größte Challenge. Weil beispielsweise das Management einstimmig eine Innovationsstrategie verabschiedet haben, aber dann in den Gremien nach Intuition und Befindlichkeit, die Strategie ignorierend, entscheidet.

Schritt 8 „Steuerung“

Die Steuerung dient zur Erfolgsmessung und zur Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen und Korrekturen im Strategiekurs. Werkzeuge dafür, auch als Innovationscontrolling bekannt, sind

  • Strategie Review
  • Kennzahlen
  • Audits und Assessments
  • Portfoliomanagement
  • usw.

Fazit

Die Entwicklung der Innovationsstrategie ist eine herausfordernde aber auch spannende Tätigkeit. Es erfordert Integration:

  • Die Innovationsstrategie muss sich als Linie von der Unternehmensstrategie bis auf die einzelnen Projekte durchziehen.
  • Alle Funktionen müssen an einem Strang ziehen. Es darf nicht akzeptiert werden, dass das Management für einzelne Projekte unberücksichtigt an der Strategie vorbei entscheiden.

Genau das ist die Schwierigkeit, umsonst gibt es im Endeffekt nur wenige Unternehmen, die (1.) alle Elemente des strategischen Innovationsmanagement (Vision, Strategie, Roadmap, Kennzahlen …) definiert haben, die (2.) auch zusammenspielen und keine Insellösungen sind und (3.) die es auch in Praxis leben.

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